Kirchenburg Trappold

Trappolder Perspektiven - Partnerstadt Diest / Belgien und Kirchenburg Trappold
 
Die Gemeinde Trappold, heute rumänisch als auch ungarisch "Apold", wird zum erstenmal im Jahre 1271 urkundlich erwähnt (das ist fast ein Jahrzehnt vor der Ersterwähung der nahen Stadt Schäßburg.- 1280) und galt in der Vergangenheit als zweitgrößte Landgemeinde des Keisder Kapitels. Der Ort liegt 430 Meter über dem Meeresspiegel. Mitten im Dorfe erhebt sich auf einem Bergkegel ( dem Burghügel) die große, wunderschöne wie auch reparaturbedürftige Kirchenburg aus dem Beginn des VI. Jh. mit doppeltem Bering.- Vorläuferin der heutigen spätgotischen dreischiffigen Hallenkirche war eine einschiffige romanische Kirche, die zwischen 1504 und 1507 umgebaut und wehrbar gemacht wurde. Chor und Seiten wurden erhöht und mit gemauerten Wehrgängen (Schieß- und Gußscharten) ausgestattet. Auch der zur Hälfte in das Mittelschiff eingefügte Turm wurde erhöht und erhielt einen hölzernen Wehrgang. Bei diesen Umbauten wurde die Flachdecke des Kirchenschiffes durch rippenloses, von vier Pfeilern getragenes Kreuzgewölbe ersetzt.
 
Beeindruckend wirkt die Burg durch die fünf Türme und Basteien am äußeren Mauerring (der Torturm mit dem alten Rathaus, später Museum; der Schulturm und an der Nordseite das dreigeschossige wehrbar gemachte Fruchthaus). - Der Torturm des inneren Berings ist der mächtige Haferturm, dessen viertes Geschoß mit einem Wehrgang versehen wurde. Der "Weiße Turm" war beheiz- und bewohnbar. - An der Nordseite steht ebenfalls ein mehrstöckiges Fruchthaus, heute leider in sehr schlechtem Zustand. - Entlang der Chor- und Schiffswände stehen Truhenbänke mit Kleidertruhen, in denen Festtrachen aufbewahrt wurden. - In der Chornordwand befindet sich eines der schönsten spätgotischen Sakramentshäuschen Siebenbürgens. - Die Hölzenen Emporen sind mit bunt bemalten Brüstungen und Inschriften aus dem VII. Jh. verziert. - In der Gemeinde Trappold befindet sich das Geburtshaus (Nr. 265) des sächsischen Dichters und Schriftstellers Michael Albert (1836-1893). - Von touristischer Bedeutung ist Trappold wegen seiner geographischen Mitte zwischen den Kirchenburgen des Kokel- und jenen des Harbachtales, nördlich und südlich der Wasserscheide, zwischen den Orten Schäßburg, der einzigartigen "Perle Siebenbürgens" (Weltkultur-Erbe, 16 Km nördlich) und zb. Henndorf, der Wehrkirche mit der immer noch größten Frucht-Truhensammlung Siebenbürgens (6 Km südlich). Wanderer - zu Fuß oder zu Roß - werden aber auch entdecken, dass Trappold in der geographischen Schnittstelle liegt zwischen Deutsch-Weißkirch im Osten und Birthälm im Westen (beides UNESCO Objekte), aber auch zwischen Keisd (UNESCO) und Malmkrog (der einzigen vollständigen gotisch bemalten Wallfahrtskirche in Siebenbürgen). Heute ist Trappold, wiewohl Großgemeinde, mit den Dörfern Schaas / Saes / Segesd (aus 1302), Denndorf / Daia / Szaszdalia (aus 1280) und Wolkendorf / Vulcan / Volkany (aus 1315) fast in die politische, wirtschaftliche und touristische Bedeutungslosigkeit abgedriftet.
 
Die Evangelische Kirche Augsburger Konfession in Rumänien verwaltet annähernd 160 Kirchenburgen in Transylvanien. Im Raum Schäßburg gibt es aber kaum eine Kirchenburg, deren Schönheit mit der von Trappold vergleichbar wäre. Dadurch, dass die evangelische Gemeinde heute sehr zusammengeschrumpft ist, ist die Zukunft dieser Burg ungewiss. Vor kurzer Zeit hat ein junger Kunstschreiner die Vision einer ökumenischen interkulturellen Wiederbelebung der Kirche als geistlicher und geistiger Treffpunkt des Ortes entworfen, welchem Projekt er damit Gewicht verleihen will, dass er in die Kirchenburg auf Dauer einziehen möchte.
 

Text: Pfarrer Johannes Halmen

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Die Kirchenburg in Trappold
Apold(m), Apoldia, Oplid(I)

Baudenkmäler in Siebenbürgen Heft 32.
Erstellt von Architekturbüro Fabini GmbH Hermannstadt

Geschichte

Das Dorf liegt 15 km südlich von Schäßburg an der Straße Schäßburg-Agnetheln,
am Schaaser Bach. Die Kirchenburg steht auf einer Bergkuppe inmitten der Ortschaft.

1309 Im Zehntprozeß zwischen dem Kapitel des Weißenburger Bistums und mehreren sächsischen Dekanaten erscheint als Kläger unter anderen Pfarrern Nikolaus von Apoldia. Dieses ist eine erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Trappold ist eine Gemeinde des Kisder Kapitels.

1446 Johnnes von Hunyad, Gubernator des Königreichs Ungarn, hält sich in Trappold auf.

Um 1500 Trappold ist eine Gemeinde des Schäßburger Stuhl, in der 89 Wirte und 4 Hirten leben. Im Ort gibt es eine Schule, eine Mühle und zwei wüste Höfe.

1506 Trappold wird mit 175 Gulden besteuert, zahlt aber nur 157 da der Rest von den Verarmten nicht eingehoben werden kann.

1532 In Trappold leben 95 Wirte.

1549 Der Schäßburger Rat fällt ein Urteil in dem Hatterstreit zwischen Trappold und Wolkendorf

1658 Türkische Truppen sind in Trappold einquartiert.

1663 Janitscharen lagern 11 Wochen in Trappold

1671 Infolge der Kriegswirren leben im Dorf noch 84 Hauswirte, 15 Siedler und 34 Witwen.

1684 wir ein Gemeindebuch angelegt, in dem der Grundbesitz des Dorfes aufgezeichnet ist.

1694 Wegen Brandschaden erhält die Gemeinde Steuernachlaß.

1703 Aus einem Schuldenausweis ergibt sich, daß Trappold seit 1689 6016 Gulden Schulden machen mußte, um die kriegsbedingten Leistungen und Steuern zahlen zu können.

1797 Großbrand im Dorf. Nur Kirche, Pfarrhaus und einige Wohnhäuser bleiben stehen.

1830 Der Kaiser verleiht dem Ort das Recht, zweimal jährlich Jahrmärkte abzuhalten.

1872 Großbrand

1898 Inbetriebnahme der Schmalspurbahn Schäßburg - Agnetheln.

1906-1909 Kommassation (Grund & Bodenzusammenschluß)

1938-1940 Bau des evangelischen Gemeindehauses

1945-1949 Deportation zur Zwangsarbeit nach Rußland (Wiederaufbau Rußlands)

Kirche und Glockenturm

13. Jahrhundert Bau einer romanischen, wahrscheinlich turmlosen Basilika, von der sich der Triumphbogen mit einem romanischen Kämpfergesimse und die Priesterpforte in der Südwand des Chores erhalten haben. Das Mittelschiff war flach gedeckt, wie an den getünchten Wänden über dem heutigen Gewölbe zu erkennen.

Im 15. Jahrhundert wir die Basilika zu einer spätgotischen Hallenkirche umgebaut und erhält im Westen einen massiven Glockenturm. Der Saal ist 13 m lang und 11,5 m breit, der Chor 11 m lang und 7,5 m breit. Vor den romanischen Triumpfbogen wir ein zweiter, breiter Triumphbogen in den Chor gesetzt. Er ist spitzbogig und um 4 m höher als der romanische. Das Chorgewölbe wir abgetragen und höher wieder aufgebaut. Es besteht aus einem rechteckigen Kreuzgewölbe, Joch und Stichkappenrippengewölben über dem 5/8-Chorabschluß. Das Schiff wird mit rippenlosen Kreuzgewölben überspannt, die von vier achteckigen Pfeilern getragen werden. In die südöstliche Chorwand ist eine Nische mit einfachem Kragsturzbogen eingelassen. Nördlich des Chores wir eine kleine Sakristeitür weist Reste einer dunklen Malerei auf. Die beiden unteren Geschosse des Glockenturms haben Kreuzgratgewölbe. Das Westportal hat ein Spitzbogiges Gewände, das eine Birnstabprofilierung aufweist. Die Turmhalle wird mit dem Hauptschiff durch einen Spitzbogen verbunden. Aus dem zweiten Turmgeschoß führen Steinstufen in die Mauerdicke in das dritte Geschoß. Im vierten Geschoß wir eine Glockenstube eingerichtet, die vier große Schallfenster erhält. Der Chor hat ungeteilte hohe Spitzbogenfenster. Ein kleines Fenster in der Nordwand des Saales hat Kleeblattmaßwerk.

1504-1506 Die Gemeinde erhält Steuernachlaß, weil an Kirche und Kirchenburg gearbeitet wir.

Anfang 16. Jahrhundert. Die Kirche wir wehrhaft umgebaut. Der Glockenturm wir erhöht und mit Schießscharten versehen. Die Schallfenster im vierten Turmgeschoß werden zu Schießscharten verengt. Es wir ein sechstes Geschoß aufgestockt und als Glockenstube eingerichtet. Der Glockenturm erhält einen Wehrgang auf Hängeböcken. Über dem Chor wird ein Wehgeschoß gebaut, das auf den die Strebepfeiler verbindenden Bögen ruht. Hinter den Bögen werden Pechscharten eingerichtet. Auch über dem Gewölbe der Halle wird ein Wehrgeschoß eingerichtet und mit Schießscharten versehen, die in späterer Zeit zugemauert worden sind.

1611 Renovierung der Kirche

1634 Reparaturen an der Kirche

1910 Neues Kirchendach. Die Hölzernen Emporenbrüstungen weisen reiche Bemalung aus dem 18. Jahrhundert auf: Kreuzsymbolik, eine lateinische Inschrift mit der Jahreszahl 1762. Maler ist der Schäßburger Georg Philippi.

1900 Renovierung der Kirche. In der Nordwand des Chores befindet sich eine Sakramentsnische mit gotischer Dekoration in Hochrelief. Die Nische hat einem abgestumpften Spitzbogen. Darüber erhebt sich ein Krabben verzierter Bogen, gekrönt von einer Kreuzblume, die von je einem Dreipaß flankiert wird. Seitlich der Nische sind Fialen angeblendet. Nach der gotischen Ornamentik zu schließen, ist die Arbeit um 1500 entstanden.

Ausstattung

Der heutige Altar wurde 1821 von Johann Theiß aus Schäßburg hergestellt. Die klassizistische Ornamentik ist weiß gestrichen und teilweise vergoldet. Im Zentrum des Altars steht von korinthischen Säulen flankiert ein Kruzifix, seitlich zwei Holzplastiken, Petrus und Paulus. Entlang der Chor- und Schiffswände sind Truhenbänke aufgestellt.

Die Steinkanzel hat eine barocke Kanzelkrone mit lateinischer Inschrift und der Jahreszahl 1764.
Holzplastik an der Außenseite des Wehrgangs am Glockenturm steht eine gotische hölzerne Plastik, die im Volksmund "Bogdan Mischi" genannt wird und möglicherweise aus einem Altar stammt.

1957 wurde auf dem Dachboden des Chores eine lebensgroße Holzplastik gefunden, die den gekreuzigten Christus darstellt. Die Plastik befindet sich heute im Agnethler Museum. Ihre hervorragende Qualität hat zu der Vermutung Anlaß gegeben, daß es sich hier um ein Werk von Veit Stoß oder einem seiner Söhne handelt.

1722 wird ein Positiv er Orgel erwähnt.

1791 steht eine Orgel auf der Westempore.

1821 wird von Johann Theiß aus Schäßburg die Orgel über dem Altar gebaut. Sie hat zwei Manuale, Pedal und 18 Register.

1902 Reparatur durch Nicolae und Octavian Cioflec aus Kronstadt.

1949 Reparatur durch Karl Einschenk aus Kronstadt.

Glocken. Eine große vorreformatorische Glocke trägt die Minuskelinschrift: "O rex glorie ihesu christie veni cum amen". Eine kleine Glocke wurde 1554 gegossen. Sie trägt die Inschrift: "O rex glorie veni in pace".

1967 ist außerdem eine undatierte mittlere Glocke vorhanden.

1723 wird eine Turmuhr erwähnt.

Kirchenburg

Die Kirche ist auf einem Bergkegel erbaut, der von zwei starken Ringmauern umgeben ist. In ihrer heutigen Form sind die Wehranlagen von Trappold in das 15. und 16. Jahrhundert zu datieren. Die äußere Ringmauer ist gut erhalten. Sie hat eine Höhe von 3-4 m und ist mit Schießscharten versehen. Sie wird durch Strebepfeiler abgestützt.

Die innere Ringmauer ist teilweise abgetragen worden. Sie wurde durch Türme und Basteien verstärkt. Im Südosten steht der Weiße Turm, welcher in Kriegszeiten bewohnbar war. In neuerer Zeit wurde der Wehrgang abgetragen. Im Südwesten der Kirche steht der Haferturm, der auch Torturm des inneren Berings ist. An seiner Südseite sind die Fallgatterrinnen des einstigen Falltors erkennbar. In seinem ersten Obergeschoß war die Torhüterstube. Der dreigeschossige Turm hat Pyramidendach, Wehrgang und Schießscharten.

Im Norden der Kirche steht das obere Fruchthaus, ein zweigeschossiges, etwa 20m langes, mit Schießscharten und Pechscharten versehenes Gebäude.

Ebenfalls nördlich der Kirche, in der zweiten Ringmauer steht das untere Fruchthaus. Es ist ein zweigeschossiges, 18 m langes Gebäude, das aus der Ringmauer heraussteht. im Inneren stehen leere Fruchtkästen.

Auch die zweite Ringmauer hat einen Torturm. Über der Einfahrt ist das alte Rathaus. Ein zweites befestigtes Gebäude im Westen der Kirche wurde späterer Zeit zur Burghüterwohnung umgebaut.

Im Südwesten steht ein dreigeschossiger Wehrturm mit Satteldach und Krüppelwalmen, die dem Turm das Aussehen eines Bauernhauses geben. Ein Turm im Süden der Kirche wurde wegen Baufälligkeit abgetragen. Er scheint noch auf der Zeichnung von Schlichting. Ein weiterer abgetragener Turm stand im Südosten der Anlage.

1911 Reparatur der Ringmauern.

Literatur:

Berger 1894/139, Dancu 1980/21, Gheorghiu 1985/179, Hienz 1960/439, Horwath 1940/108, Ionescu 1982/271, Lenk I/58, Letz 1970/43, Müller 1858/10, Oprescu 1961/52, Siegmund 1931/135, Wagner 1977/360

Abbildungen und Text: H. Fabini, geschichtliche Angaben nach Vorarbeiten von Hellmut Klima und Gernot Nussbächer.

Gesamter Text und Abbildungen stammen aus Baudenkmäler in Siebenbürgen
Heft 32
von Architekturbüro Fabini GmbH Hermannstadt.